Hallo liebe Oldtimerfreunde!

Mein Haupthobby ist eigentlich die Pferdehaltung, denn seit fast 20 Jahren begleiten mich meine Dülmener Wildpferde. Meine "Eintrittskarte" zu den Oldtimerfreunden Gescher ist aber eng damit verknüpft: Es sind meine alten "junggebliebenen" Landmaschinen. Wie kam ich zu denen? Pferde machen eine Menge Arbeit, Mist und fressen im Winter viel Heu. Deshalb reichten Schubkarre, Sense und Heu- bzw. Mistgabel mir bald nicht mehr aus. Ich wollte schließlich Zeit bei der Pferdeversorgung sparen, um mehr Zeit zum Reiten und für meine Pferde zu haben. Ob mir das gelungen ist, erfahrt ihr im folgenden Bericht:

Mein erster Helfer mit 10 PS wurde im Jahre 1998 ein Holder-Einachsschlepper ED10 oder EDII (da bin ich nicht ganz sicher), wassergekühlt und mit angehängtem Wagen.

Er war sehr nostalgisch zu starten: mit Zündlunte und Startkurbel. Aber er hatte sein Eigenleben! Entweder wollte er nicht anspringen (ich gebe gern zu, dass mir besonders an kälteren Tagen das Quäntchen Kraft fehlte, um den Motor in Gang zu setzen), oder er schlug mir unwillig die Kurbel aus der Hand, wenn ich nicht die nötige Überzeugungskraft aufbrachte. Sprang er an, konnte es sein, dass der Motor falsch herum lief. Im Grunde nicht weiter schlimm, ich hatte dann vier Rückwärtsgänge und 1 Schneckengang für vorwärts. War er mir an schönen Tagen geneigt und sprang richtig herum an, machte er seine Transport- und Spazierfahrten mit viel Kraft und Schnelligkeit, die zumindest ich ihm nicht zugetraut hätte! 13 Personen auf der Ladefläche und 15 km/h fand ich damals für einen vierzig Jahre alten Motor auf zwei Rädern sehr beachtlich! Das Lenken trainierte gehörig die Armmuskeln, denn man musste in Kurven den ganzen Motor um die Ecken hieven. Ich hatte viel Spaß an ihm und er hat mich gut gefordert, doch er war für mich trotz seines liebenswerten Trecker-Schnäuzchens und der großen Räder nur ein "halber" Trecker. 

Ich gestehe, dass ich ihm untreu wurde, als ich seinen großen Bruder traf: einen "ganzen" Trecker. Dieser Neue, meine große Liebe auf den ersten Blick im Jahre 2000, war und ist bis heute ein richtiger Trecker: ein Holder B12 Baujahr 1960. 

Nur geringfügig älter als ich, verstanden wir uns von Anfang an prächtig! Mit seinen 12 PS ist er für mich ideal, wenn es um alle Arbeiten rund um die Pferde geht. Er war in durchaus passablem Originalzustand und technisch völlig in Ordnung. Das beste war: er hat eine Glühanlage und einen elektrischen Anlasser! Ein Knopfzug genügt, und das alte Schätzchen springt an, auch im tiefsten Winter! Mein Enkelkind oder die Neffen konnten bei mir auf dem Schoß sitzen, das Schlepperchen lenkt sich mühelos mit einer Hand.

Er wurde mit viel Liebe und Zeitaufwand "restauriert", so wie es meine damalige Erfahrung und das Portmonee hergaben. Wer denkt dabei schon ans Zeit sparen? 

Er erfreut und erstaunt mich immer wieder, sowohl auf "zeitsparenden" Fahrten zu Oldtimertreffen, als auch im Arbeitseinsatz für meine Pferde.

 

In der Heusaison legt und wendet er  bereitwillig die Schwaden mit der "Heuma". 

Dieser boden-angetriebene Sternrad-Schwader aus den 60-iger Jahren von der Firma Niemeyer in Riesenbeck ist, wenn ihr mich fragt, ein Wunderwerk der Mechanik!

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Der Holder B12 verwöhnte mich (im Gegensatz zu seinem Vorgänger) mit einer gut  nutzbaren  Zapfwelle. Ein Fella-Turboheuer mit zwei Kreiseln, ebenfalls aus den 60er Jahren, ersetzte meinen nostalgischen bodenangetriebenen, doch leider nicht sehr effektiven Gabelheuwender, mit dem der Einachser und ich uns zuvor abgemüht hatten. 

Auch dieser Kreisel-Heuwender wurde technisch und optisch hergerichtet, was einige Zeit in Anspruch nahm...

Das Non-Plus-Ultra für die Heu- und Strohwerbung war dann eine Ballenpresse der Firma Welger.

Mein Schlepperchen bediente sie brav mit seinen 12 PS. Die Wartung vor und nach dem Einsatz und das "Überreden" der Knoter, bitte beide Bänder ordentlich zu verknoten, brauchte natürlich immer so einige Zeit...

Sie befindet sich leider nicht mehr in meinem Besitz, da sie viel Unterstellplatz benötigte und zur Arbeit nur zwei Tage im Jahr benutzt wurde. 

Die Weidepflege (walzen, schleppen, kalken und Dünger streuen) gehörte ebenfalls zu den Aufgaben meines "Kleinen". Ein zapfwellengetriebener Streuer gesellte sich zu meinem Fuhrpark. Der Streuer musste natürlich zuvor etwas umgebaut werden, diese Zeit muss man eben investieren! Er lief auf Rädern, denn eine Dreipunkt- oder überhaupt eine Hydraulik besitzt mein Schlepperchen nicht.

Pflügen ohne hydraulische Hebehilfe, geht das? Ja klar: "Wendepflug mit Handaushebung" nennt sich die Vorrichtung harmlos, bei der Bizeps und Trizeps deutlich mehr gefragt sind. "Eine Reihe rechts, eine Reihe links" ist das Strickmuster: am Beginn der Reihe wird das jeweilige Pflugschar mit dem Armhebel heruntergelassen und am Ende der Reihe wieder angehoben

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Mangels eigener Scholle verbrachte ich mehr Zeit damit, den Pflug vor einem Oldtimertreffen blank zu machen, als ich danach mit Pflügen verbrachte. Zu Routine gelangte ich nicht, zumal die Einstellung selbst dieses simplen Einscharpfluges eine "zeitsparende" Kunst für sich ist.  Aber es machte  Spaß, das Ergebnis hinter sich zu betrachten!

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Die Versorgung der Pferde mit Heu und Stroh war damit gewährleistet, doch die Entsorgung musste auch erfolgen. Wohin mit dem schönen Wurmhumus, den die Kompostwürmer aus dem Pferdemist tagtäglich fabrizierten? Meine Suche nach einem kleinen, für feines Streugut geeigneten Miststreuer war schließlich erfolgreich: Ein "Amazone K15 Stalldungstreuer" erweiterte meine Oldie-Sammlung. Auch er bekam ein frisches Gewand und einen neuen Boden aus Eichenbohlen, einige Stündchen Zeit gingen dafür drauf. Er war anschließend nicht zu schade, neben Fahrten zu Treckertreffen auch zur Arbeit des Kompoststreuens herangezogen zu werden. Mein Holder bewältigte auch das mit nimmermüdem Eifer und der Kraft von 12 Pferdchen! Das Aufladen des Komposts erfolgte von Hand. Wer denkt schon ans Zeitsparen...  Vom Streu-Ergebnis war ich angenehm überrascht, zumal mir diese Art Streuwerk vorher gar nicht bekannt war. Mein Kompost landete feinkrümelig auf dem Grünland. 

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An dieser Stelle sei stellvertretend Dank gesagt an die Firma Amazone in Hasbergen: Ein Telefonanruf, und ich bekam Kopien der Original-Unterlagen samt Ersatzteilliste und Abschmierplan (sowie nette Tipps und gute Wünsche). Auch andere Firmen waren sehr hilfsbereit, mir zu alten Unterlagen über die Maschinen zu verhelfen.  

Der Miststreuer kann sich zum Transportwagen verwandeln durch Abnahme  des Streuwerks und Einsetzen einer Rückwand. 

Durch Abklappen der Seitenwände und Anbringen von zwei Ladegattern hinten und vorn wird ein Erntewagen daraus.

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Mein nächstes Bastelobjekt und ganzer Stolz war ein gebremster 2-Tonnen-Anhänger mit zwei Achsen, Ladefläche gerade mal 1,20 mal 2,00 Meter. Ein neues Make-Up und die Anfertigung des Kastenaufbaus dauerten gar nicht sooo lange. Nun sieht man ihm sein früheres Leben in nato-oliv als flacher Munitionstransporter bei der Bundeswehr nicht mehr an, oder?
Mit diesen junggebliebenen alten Maschinen habe ich also etliche Stunden verbracht: ganz bestimmt alle "eingesparten" Arbeitsstunden, aber auch so manche andere! 

Ich habe seitdem ein zweites Hobby und genauso viel Freude daran, wie an meinen Pferden. Sie alle (Pferde und Maschinen) sind mir Jahr um Jahr mehr ans Herz gewachsen!

Ich hoffe, dass wir "Alten" noch lange gemeinsam die Pferdeversorgung und damit auch die Erinnerung an die Landwirtschaft der Sechziger Jahre aufrecht erhalten können. Gleichzeitig freue ich mich, unseren Enkeln und hoffentlich noch den Urenkeln zeigen zu können, dass Landtechnik "damals" auch ohne Elektronik und Hydraulik funktionierte.     

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Dazu sind eigene Erfahrungen am lehrreichsten und machen am meisten Spaß, wer weiß das besser als ich selbst? Ich bedanke mich hiermit bei allen Freunden und Helfern, groß und klein, die mir in der Vergangenheit bei technischen und landwirtschaftlichen Herausforderungen aller Art beigestanden haben, damit ich meine Erfahrungen machen konnte und wir alle viel Freude dabei hatten!

Als "Hobbybäuerin" mit städtischen Wurzeln möchte ich noch viel über die Zeit lernen, als meine Maschinen (und ich) das Licht der Welt erblickten. Deshalb würde ich mich über Erzählungen und besonders auch alte Fotos (zum Kopieren) freuen, die solche Maschinen wie meine in ihrem damaligen originalen Arbeitseinsatz zeigen. Ich freue mich auf und über Gespräche mit "Noch-Älteren", die mir von damals berichten können. Wenn jemand Senioren kennt, die mir vielleicht gern ihre alten Erinnerungen erzählen würden, bitte ich herzlich um Kontaktaufnahme unter:  

Wer Anregungen, Kritik oder Fragen zu meiner Seite und den Maschinen hat, darf sich ebenfalls gern melden.

Und wenn ein "Stadtkind", egal ob jung oder alt, mal eine Runde Trecker fahren möchte, lässt sich das auch sicher machen!

Das war also mein Bericht, wie man Zeit spart, indem man sich als Pferdefrau, 
die gern mehr Zeit zum Reiten und für ihre Pferde hätte, einen Trecker anschafft!

Von Anfang an bin ich beim Stammtisch der Oldtimerfreunde Gescher dabei und versuche seither, dort sowohl die Frauen-, als auch die Landtechnik-Quote aufrecht zu erhalten. Über Verstärkung von anderen Oldtimerfreunden, insbesondere auch -freundinnen, würde ich mich sehr freuen, und die "Jungs" unserer Interessengemeinschaft ganz sicher auch!

Kontaktaufnahme am Stammtisch, über unser Gästebuch oder privat (s.o.)

Bis dahin grüßt euch herzlich und dankt für euer Interesse

Dagmar

www.oldtimerfreunde-gescher.de

 

 

   

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